Seite: Ferndiagnosen - warum es schnell zu Fehldiagnosen kommen kann

In diesem Bericht möchte ich veranschaulichen, warum Ferndiagnosen mitunter schwierig sind und oft zu Fehldiagnosen führen können.
Bei Krankheitssymptomen ist immer ein vogelkundiger Tierarzt aufzusuchen, der den Vogel eingehend untersucht, egal ob andere Vögel die gleichen oder sehr ähnliche Symptome hatten und somit eine mögliche Behandlung bekannt ist.
Denn auch Behandlungen auf Verdacht können sehr schnell das Gegenteil erreichen und den Vogel noch kranker machen.

Inhalt:
- Symptome
- mögliche Ursachen
- Diagnostik beim Tierarzt
- Untersuchung und Behandlung

Als Beispiel möchte ich Bobby und Snowy, zwei Vögel die für die Halter augenscheinlich die selben Symptome hatten.

Symptome
Bobby und Snowy zeigten bei ihren Haltern beide Gleichgewichtsstörungen mit Flügelzittern. Sie liefen beide, als wären sie besoffen.

mögliche Ursachen
Gleichgewichtsstörungen können einen Haufen von Ursachen haben, die auch nicht immer eindeutig festzustellen sind.
Mögliche Ursachen wären z.B. verschiedene Bakterien, Schlaganfall, diverse Organschäden, Tumore,…
um nur ein paar davon aufzuzählen.

Diagnostik beim Tierarzt
Der Tierarzt hat ganz andere Möglichkeiten, das Tier zu untersuchen, als ein Tierhalter.
Er beobachtet zwar das Tier eingehend und tastet es ab, wie ein Tierhalter es im Zweifel auch kann, aber er hat zusätzlich die Möglichkeit Abstriche zu nehmen, das Tier zu röntgen und Blut abzunehmen.

Die Untersuchung von Bobby:
Bei Bobby waren sowohl die Röntgenbilder als auch die Abstriche und Kotproben unauffällig.

Einzig bei der Blutabnahme und beim Blutbild wurden Auffälligkeiten festgestellt.
Bei der Blutabnahme wurde eine Blutstauung in der Vene festgestellt, was darauf deuten könnte, dass das Herz nicht richtig pumpt und damit zu wenig Sauerstoff in das Gehirn kommt.
Beim Blutbild wurde dann festgestellt, dass er erhöhte Entzündungswerte, leicht erhöhte Nierenwerte und eine auffällig hohe Anzahl an roten Blutkörperchen hatte, was auf Probleme mit der Lunge oder dem Herzen deuten würde.

Mit diesen Anzeichen ließ sich stark vermuten, dass das Herz die Ursache für die Gleichgewichtsstörungen ist. Daher bekommt Bobby Herzmedikamente und ein Antibiotikum wegen den Entzündungswerten.

Die Untersuchung von Snowy:
Bei Snowy wurde ein hochgradiger Megabefall festgestellt, daher wurde das Zittern als Unterzuckerung vermutet.
Bei äußerer Betrachtung wurde eine Stauung der Bürzeldrüse festgestellt und das Röntgenbild zeigte aufgegaste Darmschlingen. Ansonsten ergaben die Untersuchungen keine Auffälligkeiten.
Eine Behandlung gegen Megabakterien brachte kein Erfolg beim Gleichgewichtssinn und Zittern.
Einige Tage später fand die Halterin einen Spulwurm (nachweislich bestätigt).
Aufgegaste Darmschlingen können auch bei einem Wurmbefall auftreten und die Giftstoffe (Abfallprodukte der Würmer) auch zu Lähmungen führen können.
Allerdings ergaben mehrere Kotproben einen negativen Befund auf Wurmeier.

Da Snowy definitiv gestorben wäre und es doch einige Anzeichen für einen Wurmbefall gab, ist man hier das Risiko einer Verdachtsbehandlung gegen Würmer eingegangen. Dadurch wurden die Symptome besser und Snowy hat seither keine Probleme mehr dahingehend.

Fazit:
Hier gab es zwei Wellensittichen mit ähnlichen Krankheitssymptomen und bei genauerer Betrachtung sind zwei völlig verschiedene Diagnosen herausgekommen.
Weder Bobby noch Snowy wäre geholfen, wenn sie die jeweils andere Behandlung bekommen hätten, aufgrund einer Ferndiagnose.

Hier nochmal eine Bitte an alle Tierhalter, egal ob es sich um Wellensittich, Hund, Katze oder andere handelt.
Sollte euer Tier Auffälligkeiten zeigen, geht bitte zum Tierarzt! Zum Wohle eures Tieres.


Diskussionsthread:
Ferndiagnosen

Autor: @gluehwuermchen



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